Jahresempfang des SPD-Unterbezirks Rhön Hassberge

Veröffentlicht am 28.12.2013 in Landespolitik
 

SPD verabschiedet Susanne Kastner als MdB

Während des Neujahrsempfangs des SPD-Unterbezirks Haßberge-Rhön in Maroldsweisach ist Susanne Kastner für ihr Wirken als Bundestagsabgeordnete von den Parteigenossen in den höchsten Tönen gelobt worden. Nach fast 25 Jahren war sie im Herbst aus dem Bundestag ausgeschieden.

 

Worum geht es unter anderem in der Politik? "Wir haben den Schwarzen bewiesen, dass sie nicht allein die Beziehungen und Zuschüsse haben." So beschrieb Alfred Schrenk, Bürgermeister von Wildflecken (SPD), das Wirken der nun ehemaligen Bundestagsabgeordneten Susanne Kastner. Die SPD-Politikerin und langjährige Parlamentsvizepräsidentin hatte es möglich gemacht, dass Wildflecken ins Städtebauförderprogramm "Stadtumbau West" aufgenommen wurde - neben traditionsreichen früheren Industriestädten wie Völklingen und Pirmasens. Drei Millionen Euro seien dank des Förderprogramms nach Wildflecken geflossen, berichtete Schrenk. Damit konnten in dem kleinen Militärstandort die Folgen des Truppenabzugs der Amerikaner vor 20 Jahren gemildert werden.
Wenige Kilometer weiter, in Oberweißenbrunn, waren es sechs Millionen Euro, die Susanne Kastner im Bundesverkehrsministerium locker machen konnte. Mit diesen Mitteln wurde die Ortsumgehung gebaut. Daran erinnerte Ewald Simon, der Sprecher der damaligen Bürgerinitiative. "Du warst unser 15. Nothelfer." Ein typisch katholischer Ehrentitel für eine evangelische Religionspädagogin und Pfarrersfrau.

Zwei Stimmen vom Neujahrsempfang des SPD-Unterbezirks Haßberge-Rhön am Samstag im Maroldsweisacher Hartleb-Saal. Der Empfang galt Susanne Kastner, die im Herbst nach fast 25 Jahren aus dem Bundestag ausgeschieden war. Dass sie sich in dieser Zeit den Respekt ihrer Kollegen erarbeitet hat, verdeutlichte Walter Kolbow, ihr langjähriger Parlamentskollege. An dem Würzburger SPD-Abgeordneten orientierte sich Susanne Kastner in ihren ersten Wochen im Parlament, nachdem sie 1989 als Nachrückerin in den Bundestag gekommen war. Damals war Anke Martiny in den Berliner Senat gewechselt. Susanne Kastner gelangte in den Folgejahren immer über die bayerische SPD-Landesliste ins Parlament. Das Direktmandat im Wahlkreis Bad Kissingen, zu dem die Haßberge gehören, gewann sie nie - gegen "die Schwarzen anzurennen" habe immer etwas von "Hase und Igel" gehabt, sagte der SPD-Unterbezirksvorsitzende Jürgen Hennemann.

 „Lobhudelei möche mir nit und die Susanne scho glei gar nit“, sagte Walter Kolbow, MdB und Staatssekretär a.D., in unterfränkischem Dialekt bei seiner Laudatio. Trotzdem müsse man bei Susanne Kastner deren politisches Wirken etwas ausführlicher würdigen. Als langjähriger politischer Weggefährte berichtete er von Kastners vielfältigen Aktivitäten auf der politischen und sozialen Bühne, ihrem Engagement in Vereinen, Gemeinde, Kreis und zahlreichen Institutionen. „Sie sah und sieht es als ihre Pflicht an, stets für eine verlorene Sache zu kämpfen, was dazu führt, dass manche sie als schwierig empfunden haben und dies bis heute tun“, so Kolbow.

„Rumeiern“ sei nie das Ding von Susanne Kastner gewesen, Unklarheiten und Zögerlichkeiten hasse sie, klare Ansagen seien ihr eigen. „Hinter der gelegentlich rauen Wortschale unserer Susanne steckt immer der Wunsch, Frieden unter klaren Bedingungen zu stiften und zu helfen“, so der Redner: „Es war ein Glück für die SPD, dass Susanne der Partei im Jahr 1972 beigetreten ist.“

„Du hast die Ochsentour mit- und durchgemacht“, sagte Kolbow angesichts ihrer Parteikarriere. „Sie ist auch in ihren politischen Mandaten vor Ort immer ein politisches Urgestein geblieben.“ Ihr sei wohl eine unerschütterliche Hartnäckigkeit in die Wiege gelegt worden, mutmaßte Kolbow. Diese Eigenschaften halfen ihr im Deutschen Bundestag zu einem geachteten Mitglied zu werden. Besonders hob der Redner auch das Engagement für den Wahlkreis Bad Kissingen mit Rhön und den Haßbergen hervor. Hier sei sie immer auf Achse gewesen.
Bodenständig sei die 67-Jährige stets geblieben, bescheinigte ihr Walter Kolbow. Obwohl sie es bis zur Bundestagsvizepräsidentin (2002 bis 2009) und den Parteivorstand brachte, ist sie seit 1979 die Kassiererin in ihrem SPD-Ortsverein Maroldsweisach. "Ein bestimmtes Maß an Pragmatismus bis zur Eigensinnigkeit" zeichne die Politikerin aus, sagte Kolbow, der in etlichen Partei- und Fraktionsgremien mit ihr zusammengearbeitet hat. "Sie hasst das entschlusslose Rumeiern". Ihr sei es maßgeblich zu verdanken, dass Hammelburg und Wildflecken noch auf der Karte der Bundeswehrstandorte verzeichnet seien. "Es war nicht deine Schuld, dass Ebern nicht gehalten wurde." Dort wurden die Truppen 2004 abgezogen.

Der Bundestagswahlkreis Bad Kissingen ist flächenmäßig der fünftgrößte in Deutschland. "Das forderte von den Autos und der Straßenverkehrsordnung alles", berichtete Kolbow. Doch die Abgeordnete zeigte nicht nur vor Ort Präsenz. Sie habe in den vergangenen vier Jahren den Verteidigungsausschuss und auch die beiden Untersuchungsausschüsse zur Euro-Hawk-Affäre und zum Drohnenangriff bei Kundus geleitet und zu einem "vertretbaren Ergebnis" gebracht, sagte Kolbow, der selbst von 1998 bis 2005 Staatsekretär im Verteidigungsministerium war. "Alle Achtung vor dieser Leistung! Frau von der Leyen muss sich sehr anstrengen, um als Verteidigungsministerin mit deinen Qualitäten konkurrieren zu können."

"Was hilft's den Menschen" sei stets Susanne Kastners Leitfrage gewesen, sagte Kolbow. Das galt für den Wahlkreis genauso wie für rumänische Waisenkinder, um die sich Kastner seit über 20 Jahren direkt und tatkräftig kümmert. Dieses Engagement wird bleiben. Auch der Politik sagt Kastner nicht ganz ade: Bernhard Ruß, der Landratskandidat der SPD im Landkreis Haßberge, hat sie schon als Wahlkampfmanagerin verpflichtet. "Ich werde alles tun, dass Bernhard Landrat wird", versprach Susanne Kastner in ihrem Schlusswort. Unterstützen will sie auch die Bürgermeisterkandidaten im Landkreis, wie Jürgen Hennemann in Ebern, Wolfram Thein in Maroldsweisach und Helmut Dietz in Untermerzbach.


Sprüche während Kastners Verabschiedung


"Susanne war immer am Ball, für unsere Region und die Menschen hier, die durch sie einen Zugang zur großen Politik fanden." Jürgen Hennemann, SPD-Unterbezirksvorsitzender.
"Auf allen Ebenen konnte man Susanne gut brauchen." Bernhard Ruß, stellvertretender Kreisvorsitzender im Landkreis Haßberge.

"Die Messlatte liegt sehr hoch." Sabine Dittmar, Susanne Kastners Nachfolgerin als Bundestagsabgeordnete.

"Alles zur gleichen Zeit richtig zu machen gelingt selbst der Susanne nicht!" Walter Kolbow

"Du bist für viele der jungen Menschen im Landkreis Rhön-Grabfeld ein politisches Vorbild." René van Eckert, Kreisvorsitzender der SPD Rhön-Grabfeld.

"Heiner Schneier und Ottomar Welz haben nie daran gezweifelt, dass ich in den Bundestag komme." Susanne Kastner erinnert an ihre politischen Ziehväter, den langjährigen Unterbezirksvorsitzenden und den früheren Bürgermeister von Maroldsweisach.