Warum nicht Maroldsweisach?

Veröffentlicht am 13.05.2011 in Presse
 

Warum nicht Maroldsweisach?
SPD-Ortsverein fordert Einlenken und Gesprächsbereitschaft der Rummelsberger Anstalten

Maroldsweisach: Der SPD-Ortsverein Maroldsweisach fordert von den Rummelsberger Anstalten endlich klare Worte und ein Umdenken in Sachen Schloss Ditterswind. Ziel müsse es sein, zumindest einen Teil der Arbeit weiter in der Gemeinde Maroldsweisach zu leisten.

„Was die Rummelsberger machen, schadet dem Ruf der Diakonie.“ Für Christian Günther ist das Verhalten der Verantwortlichen der Rummelsberger Anstalten nicht nachvollziehbar. „Warum wird nicht endlich einmal Klartext geredet und konkrete Konzepte auf den Tisch gelegt?“, fragt der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Maroldsweisach. Das ständige Hin und Her, wenn es um die Zukunft von Schloss Ditterswind und seinen Bewohnern geht, hat die Menschen in Maroldsweisach skeptisch gemacht. Das Vertrauen in die Diakonie hat gelitten. „Die Leute können es nicht nachvollziehen, warum sich immer mehr Einrichtungen aus der Region zurückziehen“, sagt Christian Günther.
„Das schwindende Vertrauen merken wir auch an den Spendengeldern, die für die Sozialstation und das Therese-Stälin-Haus gegeben werden“, erklärt Helmut Kastner, der den Diakonieverein Maroldsweisach momentan als kommissarischer 1. Vorsitzender leitet. „Es ist an der Zeit, endlich Farbe zu bekennen und mit den Menschen vor Ort offen und ehrlich zu reden.“
Das sei bisher leider nicht geschehen. „Vor allem Diakon Jürgen Hofmann erzählt mal dies und mal das. Auf das, was er sagt, ist leider kein Verlass“, berichtet die Bundestagsabgeordnete Susanne Kastner aus eigener Erfahrung. Das habe sich schon gezeigt, als Rückzugspläne für Schloss Ditterswind erst vehement bestritten wurden, obwohl sie längst beschlossen waren. Später stellte der Leiter der Einrichtung bei einem Besuch der damaligen Behindertenbeauftragten der Bundesregierung Karin Evers-Meyer einen Fortbestand von Schloss Ditterswind als Begegnungszentrum mit Senioren-Tagesstätte in Aussicht. Nur um wenig später wieder festzustellen, dass Schloss Ditterswind keine Zukunft habe und die Wohneinheiten in jedem Fall in den südlichen Landkreis, unter anderem nach Ebelsbach verlegt werden sollen.
„Das ist ein Hinken in beide Richtungen. Jürgen Hofmann versucht auf der einen Seite sein neues Konzept durchzusetzen und will sich auf der anderen Seite bei den Kritikern vor Ort keine Feinde machen“, findet Susanne Kastner. Eine Rechnung, die nicht aufgeht. „Die Menschen merken, wenn nicht ehrlich mit ihnen umgegangen wird.“
Auch die immer wieder aufgestellte Behauptung, der Umzug ins Maintal sei eine Voraussetzung, um Fördergelder der „Aktion Mensch“ zu erhalten, hält einer Überprüfung nicht stand. „Wir haben an die ,Aktion Mensch‘ geschrieben und um Aufklärung gebeten“, berichtet Christian Günther. Von der Hilfsorganisation bekam man die Auskunft, dass die Zusage von Fördergeldern unabhängig von der Standortfrage sei. „Damit stellt sich schon die Frage, warum es unbedingt das Maintal sein muss“, sagt Susanne Kastner. Einige der Bewohner von Schloss Ditterswind leben schon seit Jahrzehnten in der Einrichtung und fühlen sich auch im Umfeld sehr wohl. „Sie wollen gar nicht weg.“ Argumente, wie der immer wieder angeführte Kinobesuch oder die besseren Einkaufsmöglichkeiten in der Mainschiene, ziehen nicht. „In Ditterswind sind die Behinderten Teil der Gemeinschaft und wollen es auch bleiben“, wehrt sich Susanne Kastner dagegen, die Betroffenen quasi zwangsumzusiedeln.
„Natürlich würden wir am liebsten Schloss Ditterswind als Wohnheim erhalten“, erläutert Christian Günther. Aber wenn es wirklich zwingende Gründe gegen einen Fortbestand und die nötige Sanierung der Einrichtung gebe, dann müsse man auch über Alternativen nachdenken, die den Menschen gerecht werden. „Einfach über die Köpfe der Betroffenen hinweg zu entscheiden, ist der falsche Weg.“ Deswegen hat der SPD-Ortsverein auch den Vorschlag gemacht, zumindest einen Teil der Einrichtung in der Gemeinde Maroldsweisach zu belassen. „Wenn die Rummelsberger an zwei Standorten neu bauen wollen, warum kann dann einer nicht in Maroldsweisach sein?“, fragt der Vorsitzende. Eine Variante, mit der man mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte. Zum einen müssten die Bewohner nicht an einen Ort umziehen, der ihnen gänzlich fremd ist. Zum anderen könnten in einer strukturschwachen Region Arbeitsplätze erhalten werden.
Zumal es mit dem eigentlich vorgesehen zweiten Standort in Zeil offenbar Probleme gibt. „Was Zeil bieten kann, können wir in Maroldsweisach auch vorweisen“, hält Christian Günther die beiden Kommunen und ihr Angebot durchaus für vergleichbar. Den Rummelsberger Anstalten und der Gemeinde haben die Sozialdemokraten ihre Ideen in einem Brief mitgeteilt. „Leider hat es bisher keine Reaktion darauf gegeben.“
Dabei wäre es für den Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins eminent wichtig, wenn sich alle Verantwortlichen gemeinsam an einen Tisch setzen und nach Lösungen suchen würden. Vielleicht gelingt ja am 23. Mai ein erster Schritt in diese Richtung. An diesem Tag wird Christian Günther mit nach Schwarzenbruck fahren, wo die Rummelsberger ihren Sitz haben, um dabei zu sein, wenn eine Liste mit mehr als 1000 Unterschriften übergeben wird, die sich für den Erhalt von Schloss Ditterswind einsetzen.
„Eindrucksvoller kann man nicht belegen, dass die Bevölkerung hinter ihrem Behindertenwohnheim steht“, sagt Susanne Kastner und wünscht sich ebenfalls offene Gespräche über die Zukunft der Einrichtung. „Man kann nicht einfach sagen, das Maintal ist die bessere Lösung, ohne zu wissen, ob die Bewohner und die Beschäftigten das auch denken.“ Befremdlich findet die Bundestagsabgeordnete, dass eine von Landrat Rudolf Handwerker angebotene finanzielle Unterstützung bei einer Bedarfsanalyse von den Rummelsbergern nicht angenommen wurde. „Man sollte schon schauen, ob das, was man anbieten will, in der Mainschiene überhaupt gebraucht wird.“ Schließlich trete man im südlichen Landkreis in direkte Konkurrenz zur dort etablierten Lebenshilfe. Und der Norden des Landkreises guckt wieder einmal in die Röhre.